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2020-08-26

Kommentar: Was kommt nach Corona?

Erschienen in der Bauelemente Bau 08/20

Keine Frage – die aus der Corona-Pandemie resultierenden Maßnahmen treffen weltweit die Wirtschaft hart, das Coronavirus ändert unsere Lebens- und Arbeitsrealität. Auch für uns als Maschinenbauer bedeutet das im Moment beträchtliche Einschränkungen. Das Management hat aktuell mit noch nie da gewesenen Herausforderungen zu kämpfen. Doch Panik ist kein guter Ratgeber. Kognitive „Ausgangssperren“ und ein Verfallen in Schockstarre sind keine Option für uns. Die effektivste Antwort auf ein erfolgreiches „Nach Corona“ liegt im Jetzt.

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Jörg Breuer, Geschäftsführer – Stürtz Maschinenbau GmbH

Ein Klammern an vertraute Routinen der Vergangenheit und vehementes Aufrechterhalten des Ist-Zustands schützt niemanden und bringt nicht weiter. Stattdessen möchten wir die Umbruchphase nutzen, uns überdenken und auf zukunftsorientierte Strategien einlassen. Es wird ein hohes Maß an Kreativität und Flexibilität von uns allen gefordert, doch genau das dürfte denen, die darauf agil reagieren, in einer sich immer schneller wandelnden Welt auch nach der Krise zugutekommen.

Diese Denke begegnet uns auch in den Gesprächen mit vielen unserer Kunden. Wenige stagnieren einfach in der reinen Bewältigung der Ist-Situation – die meisten beschäftigen sich mit der Frage: „Was kommt?“ So erleben wir im Markt ein durchaus positives Klima. Und viele blicken optimistisch in die Zukunft. Auch die Auftragslage erholt sich langsam und zieht Stück für Stück wieder an. Es lassen sich allerdings klare Unterschiede in den Märkten erkennen. Während sich etwa Kanada und die USA vornehmlich noch gar nicht mit der Phase nach Corona befassen können, bilden Deutschland und andere Länder zumindest Szenarien dazu, was da kommen mag und wie es kommen mag.

Doch es ist ein gehöriger Sprung von zuversichtlicher Grundstimmung hin zu konkreten Veränderungen – und was diese angeht, so verhält sich der Markt oft noch zurückhaltend. Nicht selten hört man, dass z.B. Investitionen für den Moment „aufgeschoben, nicht aufgehoben“ seien.

Aus der Historie wirtschaftlicher Krisen wissen wir, dass sich die eigentlichen Auswirkungen vom Beginn einer Krise aus zeitlich um einiges nach hinten verschieben. Zu denken, dass diese Werte zu Zeiten von Corona einen komplett anderen Verlauf aufweisen werden, könnte trügerisch sein. Stellt man dagegen nun entsprechende Weichen für kommende herausfordernde Phasen, lassen sich die gesamtheitlich starken Schwankungen etwaiger Ups und Downs mitunter ggf. ausgeglichener gestalten und ruhiger navigieren. Kurzfristiger und gemäßigter Aktionismus sollte so langsam methodischer Effizienz weichen.

Fensterbauer sollten sich aktuell mit 3 Themen auseinandersetzen. Erstens, mit der Effizienz im Unternehmen und damit verbunden der Verbesserung bestehender Prozesse. Zweitens, dem Produktions-Set-Up in Verbindung mit dem Produkt-Mix; dazu gehört auch die Frage nach „Make or Buy?“. Und drittens, mit dem Thema Digitalisierung, vor allem in Bezug auf Vertrieb und Service. – Sicher ist, wer schon vor der Pandemie auf Digitalisierungsstrategien gesetzt hat, hat besonders in den letzten Monaten deren Vorzüge weiter schätzen gelernt. Wer bislang noch zögerlich an dieses Thema herangetreten ist, wird sich nun intensiver damit beschäftigen müssen.

Als Maschinenbauer und Komplettanbieter möchte wir aufzeigen, wie erfolgversprechende Produktionskonzepte gestaltet werden können. Die Lösung auf die Frage, wie bei schwankendem Absatz trotzdem lohnend und zukunftsgerichtet gefertigt werden kann, ist für uns alle essetiell. Wir sehen in Sachen Digitalisierung und Automatisierung aktuell das größte Potential und das für alle Betriebsgrößen; dies können häufig auch graduelle Optimierungen in Teilbereichen der Produktion sein. Wichtig ist, dass wir uns jetzt Gedanken machen, mit welchem Set-Up Vertrieb, Produktion und Servicedienstleistungen an den Start gehen. Hier werden die als Gewinner hervorgehen, die die aktuelle Phase nutzen und sich entsprechend vorbereiten.

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Erschienen in der aktuellen Ausgabe der bauelemente-bau.eu